Ab September/Oktober sind wieder Igelkinder unterwegs. Ob überall in Parks und Gärten, bitte auf die Igelkinder achten!
Meist im August geboren, gehen sie nun auf erste Streifzüge und das ohne ihre Mutter. Da diese Jungtiere noch unerfahren sind, geraten sie häufiger in gefährliche Situationen als erwachsene Tiere. Die NaturFreunde Deutschlands, Landesverband Bayern e. V. gebenTipps, wie man den Igelkindern helfen kann.
Nach etwa 35 Tagen Tragzeit bringen die Muttertiere vier bis sechs Igelkinder zur Welt. Die meisten Würfe erfolgen im August, viele Würfe gibt es aber auch noch im September. Junge Igel sind klassische Nesthocker, ihre Augen und Ohren sind nach der Geburt noch zwei Wochen lang geschlossen. Bis ungefähr zum 24. Lebenstag bleiben sie ausschließlich im Nest und werden dort gesäugt, nach drei Wochen bekommen sie Milchzähnchen. Dann verlassen sie erstmals ihren Geburtsort und erkunden die nähere Umgebung: Was essbar ist und was nicht, das müssen sie nun lernen, und zwar ohne Igelmutter.
„Während der Aufzucht haben Igelmütter riesigen Hunger und suchen in einem viel weiteren Umkreis nach Futter als ihre Sprösslinge. Die Igelkinder werden also – je nach Alter – eine gewisse Zeit alleine gelassen. Spätestens in der Morgendämmerung trifft sich die Igelfamilie dann wieder im Nest“, erklärt Hans Greßirer, Leiter der Landesfachgruppe für Arten- und Biotopschutz. 40 Tage lang werden die Jungtiere gesäugt und nach sechs Wochen löst sich der Familienverband auf. Die Mutter geht wieder eigene Wege. Je nach Wetter und individueller Selbstständigkeit bleiben die Geschwister noch einige Zeit zusammen – dann gehen auch sie getrennte Wege und müssen sich allein zurechtfinden.
Doch woran erkennt man, dass ein Igelkind Hilfe braucht? „Tagsüber kriechen Igelsäuglinge nur aus dem Nest, wenn die Mutter nicht da ist, also nach ihrem nächtlichen Beutezug nicht zurückkehrt, und sie schon längere Zeit nicht mehr gesäugt wurden – nur dann brauchen sie Hilfe“, so Landesfachgruppenleiter Hans Greßirer. Für gesunde Jungigel nachts allein unterwegs zu sein, ist völlig normal. Deshalb sind alle Gartenbesitzer*innen gefragt, ihren Garten igelfreundlich zu gestalten und mögliche Gefahrenquellen zu entschärfen. „Bitte keinesfalls mit Motorsensen unter Hecken mähen, ohne diese vorher zu kontrollieren. Und ganz wichtig: Mähroboter nur tagsüber arbeiten lassen oder besser noch ganz darauf verzichten! Ihre Sensoren erkennen nur ausgewachsene Igel, wenn sich die Kleinen zusammenrollen werden sie überfahren und häufig verstümmelt oder getötet“, weiß Hans Greßirer. „Und auch Kellerschächte können für Igelkinder zur Falle werden. Daher: Bitte abdecken.“
Auch Autofahrer*innen sollten in diesen Tagen besonders wachsam sein, da viele Igel auf der Straße unterwegs sind. „Die zunehmende Verdichtung des städtischen Lebensraums und die Undurchlässigkeit vieler Gartenzäune zwingt die Igel auf die Straße“, so der stellvertretende Vorsitzende. Der BUND Naturschutz rät deshalb dazu, Igeldurchgänge von einem Garten zum nächsten anzulegen. Oder besser gleich ein mindestens 10x10 cm großes Loch in den Gartenzaun zu schneiden.
Generell freuen sich Igel über naturnahe Gärten mit heimischen Blühpflanzen, alten Obstbäumen und dichten Hecken. Beliebte Jagdgebiete für die Insekten- und Aasfresser sind Stauden- und Kräuterbeete sowie Grünflächen mit Wildblumen. Den Tag verbringen die nachtaktiven Insektenfresser aber lieber in einem sicheren Versteck. Das können Laub-, Holz- oder Steinhaufen mit Hohlräumen sein. Sehr gerne werden auch zugängliche Komposthaufen genutzt.
Ein Beitrag von
Hans Greßirer (Dipl. Bw.)
Landesfachgruppenleiter Arten-
und Biotopschutz der NaturFreunde
Deutschlands, Landesverband Bayern e.V.
Fachberater für Hornissen und Wespen